Ihren fünfunddreißigsten Geburtstag will Maggie einmal ganz anders feiern und so lädt sie ihre Freundin Sonia zu einer Reise nach Spanien ein. Sonia ist Feuer und Flamme, benötigt sie doch ganz dringend eine Pause von ihrem Alltagstrott und ihrer schal gewordenen Ehe. In Granada belegen die beiden tanzbegeisterten Frauen einen Salsa-Kurs, sie bestaunen in aller Ruhe die Alhambra, bewundern leidenschaftliche Flamenco-Tänzerinnen und schlendern schwatzend durch die Gassen der Altstadt. Dabei lernt Sonia in einem kleinen Café dessen Besitzer Miguel kennen. Er lebt schon viele Jahre in dieser wunderschönen Stadt und kann eine Menge über sie erzählen. Sonia wird von den Geschichten Miguels gepackt und sie kann sich ebenso wenig wie er der Magie Granadas entziehen. Miguel plaudert mit Sonia über den Dichter Lorca, dessen Haus sie besichtigt hat, und beide sind empört auf welch brutale Art Lorca zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs umgebracht wurde. Miguel macht sich Sorgen, „dass die Erinnerung an die ganze schreckliche Geschichte einfach verschwinden wird, genau wie Lorca und so viele andere Menschen.“ Und deshalb begibt er sich noch einmal zusammen mit Sonia auf eine Reise in die Vergangenheit.
Die Familie Ramirez im Bürgerkrieg
Es scheint, als hätte der alte Mann alle Familienmitglieder persönlich gekannt. Vater Pablo und Mutter Concha waren stolz auf ihre Söhne und die Tochter Mercedes. Die Kinder entwickelten sich alle ordentlich. Während Antonio, der Älteste, Lehrer werden wollte, schlug das Herz seines Bruders Ignacio für den Stierkampf. Er begeisterte die Zuschauer und eroberte die Frauen im Sturm mit seiner eleganten Erscheinung. Antonio, der Intellektuelle, zählte zu den strikten Gegnern Francos, welcher gerade dabei war den Süden Spaniens mit Waffengewalt einzunehmen. Ignacio dagegen stand auf der Seite der Konservativen. Der Jüngste, Emilio, war Musiker und spielte am liebsten auf seiner Gitarre, doch da ihm homosexuelle Neigungen vorgeworfen wurden, landete er im Gefängnis. Eine unbedachte Äußerung seines Bruders hatte für die Verhaftung gereicht. Mercedes, die Schwester der drei ungleichen Brüder, versuchte sich aus der ganzen Politik herauszuhalten, ihre Welt war der Tanz. Und als sie den virtuosen Gitarrenspieler Javier kennenlernte, schien ihr Glück vollkommen. Der Zigeuner und die Flamenco-Tänzerin – die beiden waren das perfekte Paar. Doch Zigeuner wurden von den Anhängern Francos gnadenlos verfolgt und als sie Málaga bombardierten, begann Mercedes Javier verzweifelt zu suchen, denn dort hatte er seinen letzten Auftritt.
Zerstreut in alle Himmelsrichtungen
Es gelang auch Pablo und Concha trotz aller Vorsicht nicht, sich ganz aus der Politik herauszuhalten. Da ihnen nachgesagt wurde, dass sie feindliche Radiosender hörten, wurde Pablo verhaftet. Concha musste viele Jahre allein das Café führen. Ihre Kinder waren in alle Himmelsrichtungen verstreut, ihr Mann saß im Gefängnis. Nur Mercedes gelang die Flucht mit einer befreundeten Familie nach England. Sie würde ihre Heimat nie mehr sehen. Einzig ihre Leidenschaft für den Tanz blieb bestehen.
Je länger Sonia Miguels Erzählung lauscht, umso deutlicher erscheint ihr, dass die Geschichte der Familie Ramirez ganz unmittelbar mit ihrer eigenen Familie zusammenhängt. Sie muss unbedingt ein klärendes Gespräch mit ihrem Vater führen. Vielleicht helfen einige der alten Familienfotos weiter. Und während ihrer Zeit in Granada beschleicht Sonia immer mehr der Verdacht, dass sie ihre eigene Ehe gründlich überdenken sollte.
Die Seele Spaniens
Das Kernstück des Romans „Das Herz der Tänzerin“ ist die Geschichte der Familie Ramirez und ihr Kampf ums Überleben im Spanischen Bürgerkrieg. Diese Zeit von 1936 bis 1939 schildert Victoria Hislop sehr plastisch und eindringlich. Dazu gehören die Gräueltaten von Francos Schergen, die tausende von Menschen ermordeten oder in Gefängnissen einsperrten ebenso wie die Bespitzelung und den Verrat von Freunden. Doch mit ihrer Begeisterung für die spanische Musik und den Tanz fängt Victoria Hislop auch etwas von der Seele dieses Landes ein, das lange gebraucht hat, sich von Francos Diktatur zu befreien.
Wie man das Buch liest, ob als farbige Familiensaga oder prallen historischen Roman, auch eine schmerzvolle Liebesgeschichte ist enthalten, das alles ist letztlich gleichgültig. Es ist ein guter Unterhaltungsroman – und das zählt.
“Die englische Autorin Victoria Hislop schreibt großartige Unterhaltungsliteratur: ‘Das Herz der Tänzerin’ strotzt vor Sinnlichkeit, Farbenpracht und spannenden Lebensläufen. (…) Victoria Hislop erzählt eine übergroße Liebesgeschichte, verbindet sie farbenprächtig mit der Sinnlichkeit des Flamenco und der dunklen Vergangenheit spanischer Geschichte. Grandios!” Freundin (12.08.2009)